Im August wurde das Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig von schweren Vorwürfen junger Wissenschafter erschüttert.

Foto: MPG

Die Empathieforscherin Tania Singer soll Mitarbeiter massiv unter Druck gesetzt und schikaniert haben.

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Leipzig – Die Direktorin des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, Tania Singer, tritt nach schweren Mobbingvorwürfen zurück. Das berichten mehrere deutsche Medien unter Berufung auf die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) am Mittwoch. Im vergangenen Sommer hatten mehrere junge Mitarbeiter berichtet, von der renommierten Empathieforscherin systematisch gemobbt und diskriminiert worden zu sein.

Eine im September eingesetzte Untersuchungskommission der MPG kam nun laut "Spiegel" zum Schluss, dass tatsächlich "erhebliches Führungsfehlverhalten" vorliege. "Um eine weitere Eskalation des Konflikts zu vermeiden, haben die Max-Planck-Gesellschaft und Frau Singer daraufhin vereinbart, dass Frau Singer ihre Leitungsfunktion als Direktorin von sich aus niederlegt", heißt es in der Stellungnahme. Singer hatte seit 2010 die Abteilung für Soziale Neurowissenschaft geleitet. Ein Verfahren wegen wissenschaftlichen Fehlverhaltens werde nicht eingeleitet, so die MPG.

Schwere Anschuldigungen

In den Vorwürfen war Singer unter anderem beschuldigt worden, sie habe Doktoranden massiv unter Druck gesetzt, insbesondere schwangere Mitarbeiterinnen seien persönlichen Anfeindungen und Schikanen ausgesetzt gewesen. Zudem soll sie einer schwangeren Forscherin grundsätzlich verboten haben, während der Arbeitszeit zum Arzt zu gehen. Weiters soll Singer von Nachwuchsforschern angeblich "hypothesenkonforme" Ergebnisse erwartet und Konsequenzen angedroht haben, sollten die Resultate nicht ihren Vorstellungen entsprechen.

Die Betroffenen beschrieben die Situation in der Abteilung als extrem hierarchisch und sprachen von einer "Atmosphäre der Angst", die zu Schlafstörungen und Panikattacken geführt habe. Auch selbst nicht betroffene Forscher am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften bestätigten, dass Singer häufig ungehalten gegenüber Untergebenen gewesen sei.

Singer, die schwerpunktmäßig zu hormonellen und neuronalen Grundlagen des Sozialverhaltens forscht, hat die im August gegen sie erhobenen Vorwürfe stets zurückgewiesen und von stressbedingten Schwierigkeiten in der Kommunikation gesprochen. Laut MPG wird sie künftig "in kleinem Rahmen" außerhalb des Instituts und ohne Leitungsposition weiterforschen. (dare, 5.12.2018)