Viele Manager halten laut einer Studie die in Deutschlands Unternehmen vorherrschende Führungskultur für überholt. Nicht einmal jeder zweite Chef glaubt demnach, dass der momentan in den Firmen praktizierte Führungsstil den Anforderungen der Zukunft genügt. Das geht aus einer Umfrage im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums und der "Initiative Neue Qualität der Arbeit" hervor, die der ZEIT vorliegt.

Eine Mehrheit der 400 befragten Manager hält einen grundlegenden Wandel für unabdingbar. Ohne ein Umdenken sei der Standort Deutschland ernsthaft gefährdet. Nur jeder dritte befragte Manager wünscht sich noch ein Führungsmodell, das vor allem die Unternehmensrendite steigern soll. Dass ein Management, das aus der Hierarchie heraus steuert, noch Zukunft hat, daran glauben die allermeisten nicht mehr. Stattdessen betonen die befragten Führungskräfte, dass das  Arbeiten in beweglichen Führungsstrukturen immer wichtiger werde. Als favorisiertes Zukunftsmodell sehen die Manager sich selbst organisierende Netzwerke an, mit denen man eine kollektive Intelligenz anzapfen kann, um so Innovationen hervorzubringen. Ein Ergebnis, das unter Zukunftsforschern bereits breit diskutiert wird.

In Zukunft sehen die befragten Führungskräfte Wertschätzung, Entscheidungsfreiräume und Eigenverantwortung als Instrumente zur Mitarbeitermotivation an, Geld und andere materielle Anreize spielten schon heute keine so große Rolle mehr. Führungskräfte müssten künftig in der Lage sein, zu kooperieren und empathisch sein. Dafür brauchten sie die Möglichkeit zur Reflexion. Aus diesem Grund schätzen viele Befragte persönliches Coaching als unverzichtbares Werkzeug für Führung ein.

Einer der Autoren der Studie, der frühere Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger, sagte der ZEIT, viele Manager fühlten sich wie Gefängnisinsassen in einem System, das nicht ihren Vorstellungen entspreche. Darin liege eine Chance für die Politik. "Selbst Manager sind offenbar potenzielle Verbündete für Politiker, die versuchen, die Wirtschaftsordnung zu verändern", sagte Sattelberger. 

Für die Umfrage wurden eineinhalb Stunden lange Interviews mit Führungskräften unterschiedlich großer Unternehmen und verschiedener Hierarchieebenen geführt.