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Manager Thomas Sattelberger "Deutsche Konzerne sind eine Schule der Intrigen"

Das Top-Management sei "arm an Kreativität" und "klont seine Nachfolger", kritisiert Thomas Sattelberger im SPIEGEL-Interview. Der frühere Telekom-Vorstand hält ein Outing als Homosexueller in dieser Macho-Kultur für sehr heikel.
Thomas Sattelberger: "Kaum Freiräume für neue Wege"

Thomas Sattelberger: "Kaum Freiräume für neue Wege"

Foto: Thomas Frey/ picture-alliance/ dpa

Der ehemalige Telekom-Vorstand Thomas Sattelberger glaubt, dass die Führungskultur in vielen Unternehmen deren Zukunft gefährdet. "Deutsche Unternehmen sind viel stärker auf pure Effizienz fixiert als etwa angelsächsische oder skandinavische", sagte Sattelberger im Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL. Ertragsziele würden oft exzessiv bis auf die unterste Ebene durchgestellt. "Da bleiben kaum Freiräume für die Mitarbeiter, neue Wege zu suchen", so Sattelberger. Das Top-Management klone seine Nachfolger, Konzernzentralen seien eine "Schule der Intrigen". (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)

Auf die Frage, ob es Menschen, die nicht dem noch vorherrschenden Macho-Typus des Managers entsprächen, schwerer hätten, nach oben zu kommen, antwortet Sattelberger: "Es geht nicht darum, ob Frauen, Homosexuelle oder Menschen mit anderen ethnischen Hintergründen anders führen." Es gehe darum, ob man denen, die vermeintlich nicht dem Prototyp entsprechen, genügend Raum und Zeit gebe, auf eine andere Art zu führen. "Wenn sich Unternehmen autistisch verschließen und die veränderten Wertvorstellungen in der Gesellschaft nicht wahrnehmen, werden sie keine gute Zukunft haben", sagte Sattelberger.

"Keine reißerischen Schlagzeilen"

Der Ex-Manager hat sich nach dem Ende seiner Karriere im vergangenen September als einer der ersten deutschen Spitzenmanager zu seiner Homosexualität bekannt. "Als ich gemerkt habe, dass mich manche Medien nach dem Outing des früheren Fußballprofis Thomas Hitzlsperger unter Druck gesetzt haben, wollte ich das Gesetz des Handelns nicht aus der Hand geben", gab Sattelberger als Grund an.

"Ich habe das eher nebenbei bei einer Veranstaltung erwähnt. In einem Umfeld, in dem ich sicher sein konnte, dass es nicht inszeniert wirkte und keine reißerischen Schlagzeilen gebe würde. Ein öffentliches Outing, wie das von Apple-Chef Tim Cook, deute ich als Marketinggag. Es bedient den Voyeurismus."

Wer sich als Spitzenmanager zu seiner Homosexualität bekenne, müsse "immer damit rechnen, dass diese Information irgendwann gegen Sie verwendet wird", so Sattelberger. Das Interview ist Teil eines SPIEGEL-Beitrags zur "Männerwirtschaft" und zur tief verwurzelten Macho-Kultur in Chefetagen: Dort sind Homosexuelle eine Rarität, erst allmählich entdecken schwule Manager das Outing als Befreiung.

(Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)

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